St. Peter und Paul, im Volksmund als St. Peter bekannt, ist ein beeindruckendes Beispiel historischer und architektonischer Pracht in der malerischen Marktgemeinde Ergolding in Bayern. Diese römisch-katholische Kirche, deren Ursprünge bis in die spätgotische Zeit zurückreichen, ist ein Meisterwerk kirchlicher Baukunst, das seit Jahrhunderten Besucher in seinen Bann zieht. Sie ist die größte Kirche der Pfarrei Mariä Heimsuchung und bildet das spirituelle Zentrum der Gemeinde, wo die Hauptgottesdienste stattfinden und ein ruhiger Rückzugsort in Geschichte und Glauben geboten wird.
Die Geschichte von St. Peter und Paul beginnt im 9. Jahrhundert, als der Bischof von Regensburg eine Herrschaft in Ergolding errichtete. Bereits im Jahr 914 wurde unter König Konrad I. eine Kapelle gegründet, die möglicherweise der Vorgänger der heutigen Kirche war. Im Laufe der Zeit wurde Ergolding im 11. Jahrhundert in zwei Diözesen geteilt, was zur Entstehung zweier Pfarrkirchen führte: St. Peter für die Diözese Regensburg und die Frauenkirche für die Diözese Freising.
Im Jahr 1157, als die Diözesangrenze zur Isar verschoben wurde, wurde St. Peter zur alleinigen Pfarrkirche erhoben, ein Status, den sie mindestens bis 1665 beibehielt. Die Kirche, die wir heute bewundern, entstand im späten 15. Jahrhundert und zeugt von der Handwerkskunst der Landshuter Bauhütte. Obwohl das genaue Baujahr unbekannt ist, wird Hans Lauffer, der auch an der Landshuter Martinskirche mitwirkte, als Baumeister genannt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach renoviert und zeigt heute barocke und später neugotische Stile, die ihre Pracht ausmachen.
St. Peter und Paul ist eine vollständig verputzte spätgotische Hallenkirche mit einem Chor ohne klare Abtrennung, der sich über vier Joche erstreckt und in einem siebenseitigen Polygon endet. Die Außenfassade ist mit fünfzehn Strebepfeilern verziert, einem typischen Merkmal der gotischen Bauweise, sowie einem charakteristischen Dachfries der Landshuter Bauhütte. Die spitzbogigen Fenster aus Sandstein zeigen kunstvolle spätgotische Maßwerke, die zur ätherischen Schönheit der Kirche beitragen.
Der Turm, ein markantes Merkmal, ist an das südliche Ende des Kirchenschiffs angebaut. Sein quadratischer Sockel besteht aus fünf unterschiedlich hohen Ebenen, die mit Spitzbogennischen und Gesimsen geschmückt sind. Der achteckige obere Teil mit seinem neugotischen Turmhelm ist ein beeindruckendes Element, das eine visuelle Verbindung zum Himmel schafft.
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Beim Betreten der Kirche durch ein nach Westen gerichtetes Portal, das in den 1980er Jahren durch eine Vorhalle ergänzt wurde, wird man von einem bronzenen Türgriff in Form eines stilisierten Schlüssels des Heiligen Petrus begrüßt. Der Innenraum erstreckt sich über 31 Meter Länge und 11,7 Meter Breite, erleuchtet durch das natürliche Licht, das durch die großzügigen Maßwerkfenster strömt. Ein durchgehendes Netzgewölbe mit birnenförmigen Rippen ziert die Decke, gestützt von rechteckigen, abgeschrägten Pilastern mit neugotischen Kapitellen.
Im westlichen Joch befindet sich eine Orgelempore, die von zwei rechteckigen Holzpfeilern getragen wird, verziert mit Spitzbogennischen und Vierpassmotiven. Die Empore im neugotischen Stil spiegelt die historische Erzählung der Kirche wider.
Der neugotische Hochaltar, ein zentrales Element der Kirche, ist ein dreistufiges Meisterwerk, geschmückt mit zahlreichen Figuren von Heiligen, kunstvoll aus Lindenholz geschnitzt. Die zentrale Szene zeigt die Schlüsselübergabe an St. Peter, flankiert von Statuen von St. Paul und St. Wolfgang. Die oberste Stufe zeigt Gottvater, der Zepter und Erdkugel hält, umgeben von Statuen von St. Leonhard, St. Franz Xaver, St. Margareta und St. Katharina, wobei die letzten beiden aus den frühen Tagen der Kirche stammen.
Die Kanzel, ebenfalls neugotisch, hat einen polygonalen Korb, der mit fünf Halbreliefs verziert ist. Die Vorderseite zeigt Christus mit einem offenen Buch, flankiert von den vier Evangelisten. Der Schalldeckel der Kanzel wird von der Figur des Guten Hirten gekrönt, die Führung und Fürsorge symbolisiert.
In St. Peter und Paul befinden sich mehrere gut erhaltene Fresken aus dem 16. Jahrhundert. Ein dreieckiges Fresko im ersten nördlichen Joch zeigt eine Stiftergruppe, Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers, die Auferstehung Christi und den Heiligen Geist. An der Westwand illustrieren zwei Fresken aus dem Jahr 1576 die Anbetung der Könige und die Flucht nach Ägypten. Ein Fresko des Heiligen Christophorus wurde während Renovierungsarbeiten in den 1980er Jahren freigelegt und ergänzt das reiche Kunstgewebe der Kirche.
Zu den Schätzen der Kirche gehören ein gotisches Sakramentshaus, ein lebensgroßes Kruzifix und Holzschnitzereien von Maria mit dem Kind und Christus segnet, die auf die ursprüngliche gotische Periode zurückgehen. Moderne Beiträge umfassen einen steinernen Altar und einen bronzenen Ambo von Karl Reidel, die Vergangenheit und Gegenwart harmonisch verbinden.
Die Orgel der Kirche, gefertigt von Reinhard Weise im Jahr 1972, verfügt über mechanische Schleifladen und zwölf Register, verteilt auf zwei Manuale und ein Pedal. Ihre harmonischen Klänge bereichern die spirituelle Atmosphäre und laden Besucher ein, innezuhalten und nachzudenken.
St. Peter und Paul ist mehr als nur eine Kirche; sie ist eine Reise durch die Zeit, in der Architektur und Kunst Geschichten von Glauben, Widerstandskraft und Gemeinschaft erzählen. Ob ihr euch für Geschichte interessiert oder nach Ruhe sucht, diese bemerkenswerte Kirche in Ergolding verspricht ein fesselndes Erlebnis.
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