Das Alte Rathaus in Erkelenz, Nordrhein-Westfalen, Deutschland, ist ein beeindruckendes Beispiel spätgotischer Backsteinarchitektur aus dem 16. Jahrhundert. Dieses historische Gebäude im Herzen von Erkelenz zeugt von der reichen Geschichte und Widerstandskraft der Stadt. Gemeinsam mit dem Lambertusturm zählt es zu den bekanntesten Wahrzeichen der Stadt und bezaubert Besucher mit seinem einzigartigen Charme und seiner bewegten Vergangenheit.
Die Ursprünge des Alten Rathauses reichen bis ins Mittelalter zurück. Als Erkelenz im Jahr 1326 Stadtrechte erhielt, wurde ein Marktgebäude, auch Gewanthuys genannt, dokumentiert. Dieses Gebäude war ein Handelszentrum, insbesondere für Leinenstoffe aus regionalem Flachsanbau, und diente als Versammlungs- und Verwaltungsort. Hier wurden Maße und Gewichte überwacht, Steuern eingezogen und städtische Privilegien wie Markttage durchgesetzt.
Tragischerweise zerstörte ein großer Brand am 21. Juni 1540 das ursprüngliche Gebäude sowie den Großteil der Stadt. Unter den Opfern war ein Stadtbeamter namens Gobell, und mit ihm verbrannten alle städtischen Dokumente. Bereits ein Jahr später beauftragte die Stadt den Steinmetz Jan van Vyrß aus Viersen mit dem Wiederaufbau des Rathauses. Der Probst des Marienstifts in Aachen schenkte den Bürgern großzügig das Gewanthuys und Stadthuys. Der Bau dauerte bis 1546, was durch eine in das Mauerwerk nahe dem Eingang eingelassene Steinplatte bezeugt wird.
Das Alte Rathaus zeichnet sich durch seine spätgotische Backsteinbauweise aus, die auf quadratischen Säulen mit offenen Arkaden im Erdgeschoss ruht. Darüber befindet sich ein Ratssaal, und unter dem Dach sind Lagerräume untergebracht. Ursprünglich war das Erdgeschoss eine offene Markthalle mit Spitzbögen zwischen den Säulen, während das Obergeschoss gotische Kreuzstockfenster in flachen Bogennischen aufwies. Das hohe, mit Schiefer gedeckte Walmdach war mit einer dekorativen Zinnenbekrönung und vier Ecktürmchen versehen.
Im Jahr 1756 wurde das Gebäude erheblich umgebaut, um die Stadtverwaltung unterzubringen. Die Zinnen und Ecktürmchen wurden entfernt, ihre Vorsprünge sind jedoch noch im Mauerwerk sichtbar. Das Dach wurde bis zur Traufe verlängert, und die gotischen Fenster wurden durch einfache Blausteinrahmen ersetzt. Die Arkaden im Erdgeschoss wurden zugemauert, um zusätzliche Räume für eine Polizeistation und eine Gefängniszelle zu schaffen, deren kleines vergittertes Fenster zur Straße hin zeigte. Ein Rokoko-Portal wurde hinzugefügt, und das Mauerwerk wurde im damaligen Stil weiß getüncht.
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Bis 1907 diente das Alte Rathaus als Sitz der Stadtverwaltung, bevor diese in das ehemalige Franziskanerkloster und später 1918 in ein neues Rathaus am Johannismarkt umzog. Bemühungen, das inzwischen baufällige Gebäude zu erhalten, reichten von Restaurierung bis hin zu einem vollständigen Wiederaufbau mit Erweiterung an einem anderen Marktstandort. Doch finanzielle Engpässe, der Erste Weltkrieg und die Inflation vereitelten diese Pläne.
In der Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs nutzten die belgischen Besatzungstruppen das Alte Rathaus vorübergehend als Hauptquartier. Nach ihrem Abzug im Jahr 1926 übernahm der 1920 gegründete Geschichts- und Altertumsverein die Restaurierung. 1930 richtete der Verein ein lokales Museum im Obergeschoss ein. 1931 wurde das Dach neu gedeckt und drei Arkaden auf der Südseite wieder geöffnet. Bis 1939 beherbergte das Erdgeschoss eine Polizeistation, eine Gefängniszelle und eine Obdachlosenunterkunft.
Der Zweite Weltkrieg brachte weitere Zerstörungen. In der Nacht vom 19. auf den 20. Juni 1940 setzten Brandbomben das Dach in Brand und zerstörten die dort gelagerte Museumssammlung. Das Gebäude erhielt ein provisorisches Flachdach, doch ein großer Luftangriff am 23. Februar 1945 verursachte zusätzlichen Schaden und zerstörte die südöstliche Ecke und ihre Arkade.
Nach dem Krieg erwog der Stadtrat zunächst den Abriss des Alten Rathauses. Doch 1948 räumten etwa 30 junge Bürger freiwillig die Trümmer, was den Rat dazu veranlasste, sich für den Wiederaufbau zu entscheiden. Die Restaurierung, einschließlich der Wiederöffnung weiterer Arkaden, erfolgte zwischen 1949 und 1951, wobei das Innere in den folgenden Jahren fertiggestellt wurde. Die offizielle Wiedereröffnung fand am 18. Januar 1956 statt. Trotz der Veränderungen blieben die Proportionen des Gebäudes harmonisch, und das weiß getünchte Mauerwerk kontrastierte scharf mit dem schwarzen Dach, was ihm den Titel eines Juwels der Backsteingotik am Niederrhein einbrachte.
Heute dient das Alte Rathaus als Ratssaal und Veranstaltungsort für repräsentative Zwecke. Im Jahr 2013 führte die Stadt Erkelenz eine Renovierung durch, bei der das Dach mit Schiefer neu gedeckt und teilweise zugemauerte Arkaden wieder geöffnet wurden. Drei der fünf Arkadenachsen auf der Längsseite wurden freigelegt, und die mittlere Arkade auf der Breitseite wurde vollständig verglast, sodass Besucher ins Erdgeschoss blicken können.
Seit 2008 ist das Alte Rathaus die zwölfte und letzte Station auf der Route gegen das Vergessen, einem Pfad in Erkelenz, der an die Gräueltaten des NS-Regimes erinnert. Eine Gedenktafel am Gebäude ehrt Widerstandskämpfer aus der Region Erkelenz.
Im Eingangsbereich ist ein römischer Votivstein ausgestellt, der im 18. Jahrhundert in Erkelenz gefunden wurde. Er trägt eine Widmung des Zenturios Gaius Julius Proculus der Legio XXX Ulpia Victrix an Jupiter, die 1801 erstmals vom Kunstsammler Adolf von Hüpsch beschrieben wurde.
Im Guten Zimmer des Rathauses hängen drei Wandteppiche, die eine Hochzeit, einen Betrug und eine Schweineschlacht darstellen, sowie zwei kleinere Wandteppiche mit Vogelmotiven. Diese großen Wandbehänge wurden um 1630 in Brüssel von der Manufaktur Jan Seghers aus Wolle und Flachsgarn gefertigt.
Die Buntglasfenster im Ratssaal wurden 1961 von Hermann Gottfried entworfen und bestehen aus antikem Glas, Blei und schwarzer Farbe. Ausgeführt in Grisailletönen mit einfachen Linienornamenten und gelegentlichen blauen, grünen und braunen Farbtönen, wurden die Fenster von der Linnicher Glasmalerei Oidtmann hergestellt.
An der südöstlichen Ecke des Gebäudes steht in einer etwa 3,5 Meter hohen Nische eine Madonnenstatue. Diese Ersatzstatue für eine frühere wurde 1958 vom Erkelenzer Bildhauer Peter Haak geschaffen. Die Madonna hält das Christkind in ihrem linken Arm und eine Lilie in ihrer rechten Hand, wobei die rechte Hand des Kindes eine Segensgeste zeigt und die linke eine Kugel hält. Beide Figuren sind gekrönt, und der Sockel trägt die Inschrift AVE MARIA KAISERIN. Die Statue erinnert an die Verbindung der Stadt zum Marienstift in Aachen, das jahrhundertelang die Herrschaft innehatte. Die Lilie erscheint in dessen Siegel und Wappen.
Das Alte Rathaus in Erkelenz ist mehr als nur ein Gebäude; es ist ein Symbol für den unerschütterlichen Geist und die historische Bedeutung der Stadt. Seine Mauern erzählen Geschichten von Handel, Verwaltung, Krieg und Widerstandskraft, was es zu einem Muss für jeden macht, der diese charmante deutsche Stadt erkundet.
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